St. Martin - Vortrag von Prof. Werner Mezger
Martin von Tours ist nicht nur einer der Architekten Europas, sondern auch eine der populärsten Heiligengestalten im Jahreskreis. Kinder ziehen an seinem Gedenktag am 11. 11. mit Laternen umher, Kirchengemeinden inszenieren Martinsritte mit Mantelteilung, die Kölner nehmen das Datum als Karnevalsauftakt. Martin ist Nationalheiliger Frankreichs, Patron vieler hundert Gotteshäuser, Leitfigur ganzer Bistümer – ein breites Spektrum an Funktionen also
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Der reich bebilderte Vortrag beleuchtet zunächst die historische Persönlichkeit des Martin von Tours, stellt Martin in seinen europäischen Zusammenhang, geht dann auf die Legendenbildung und Kultausbreitung ein und widmet sich schließlich den zahlreichen Brauchformen, zu deren Kristallisationspunkt Sankt Martin im Lauf der Jahrhunderte wurde. Oft gestellte Fragen finden dabei eine Antwort: Welche Bedeutung haben die Lampions an Martini? Wie erklärt sich die Martinsgans? Und was hat der Heilige gar mit Narren und Jecken zu tun?
Weitere Perspektiven tun sich auf bei der Einordnung des Martinsfestes in die Vorweihnachtszeit, in die Symmetrien des Kirchenjahrs und nicht zuletzt in den Rahmen des sogenannten "Bauernwinters", der eben vom 11. 11. bis Mariä Lichtmess am 02. 02. dauert. Interessant ist dabei nicht zuletzt die ökumenische Dimension – die Tatsache nämlich, dass trotz der Ablehnung des Heiligenkults durch die Reformation der Martinstag heute sowohl für katholische als auch für evangelische Christen ein Anlass zum Feiern ist. Bleibt am Ende noch die Frage, welche Zukunft der heilige Martin hat: Wird er in einer multikulturellen Gesellschaft überleben können?
Werner Mezger, bekannt durch zahlreiche Buchveröffentlichungen, Rundfunk- und Fernsehsendungen, ist Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg und Direktor des Freiburger Johannes-Künzig-Instituts für ostdeutsche Volkskunde.
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