Ein wissenschaftliches Minimum für alle (Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht")
Kostenfrei
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. rer. nat. habil. Ernst Peter Fischer; Universität Heidelberg
Wer die Frage stellt, in welcher Gesellschaft wir heute leben, wird oft zu hören bekommen, »in einer Wissensgesellschaft«. Wissen gilt als »Triebfeder technologischer Innovation und wirt-schaftlichen Wachstums«, was es »zur zentralen Ressource spät moderner Gesellschaften [macht], wichtiger noch als Ar -beit, Bodenschätze oder Kapital«, wie es in einem Buch über "Die Epistemisierung des Politischen" heißt. In ihm ist auch zu lesen, »profunde Wissenschaftskenntnisse stellen heute eine unabdingbare Voraussetzung dafür dar, um an politischen Auseinandersetzungen ernsthaft teilhaben zu können«, was zum Kern des Vortrags führt.
Man kann nämlich fragen, welche Wissenschaftskenntnisse gemeint sind – aus der Atomphysik, der Biochemie oder der Molekularbiologie zum Beispiel oder über die Rolle des Wissens für die Verwandlung der Welt, die im 19. Jahrhundert mit der Verfügbarkeit von Energiequellen einsetzt. Damals beginnt die Suche nach einer Universalität von Naturgesetzen, die in -zwischen von Erfolg gekrönt worden ist. Zum historischen Ver -ständnis von Wissenschaft gehört auch, dass sie keine ein -fachen Erklärungen liefert, dass sich ihre Antworten massiv ändern können und umstritten bleiben.
Im frühen 20. Jahrhundert musste die Physik die Wellentheorie des Lichts aufgeben, in der Biologie rücken zur Zeit die Gene mit ihrer DNA in den Hintergrund, die Theorie der Evolution erfährt eine umfassende Revision, im Kosmos kommt man mit Dunkel -materie und Dunkelenergie nicht zurecht und rätselhafte Quanten eigenschaften der Materie sollen die Elektronik moder-nisieren und Leitfähigkeiten verbessern. Es gibt zu jeder Zeit belastbares Wissen – etwa über die Wechselwirkungen von ele-mentaren Teilchen mit ihren Quantenzuständen –, aber die Wissenschaft trifft stets auf neue Fragen trifft, die offen blei-ben. So gibt es immer neue Aufgaben, was eine Wissenschafts -kritik hervorlocken sollte, die von der Literaturkritik lernen kann.
Ernst Peter Fischer ist diplomierter Physiker, promovierter Biologe und habilitierter Wissenschaftshistoriker. Er ist außerplanmäßiger Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität in Heidelberg und der Universität Konstanz und Autor von mehr als 80 Büchern.
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht":
Kritik ist seit der griechischen Antike Wert und Methode zugleich und dürfte ein Grund baustein von Bildung sein. Bil dung ist bekanntlich mehr als das Verfügen über Fach wissen, und sie erschöpft sich nicht in beruflicher Kompetenz. Bildung solle, so wird oft vermutet, dem Menschen dabei helfen, seine Persön lichkeit zu entwickeln und zu gestalten, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ihm gar Orientierungs wissen an die Hand geben. Selbstredend sind basale Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen Voraussetzung im Erwerb von Bildung. Was aber gehörte schon immer und was gehörte in unseren Tagen dazu? Was sollte man lernen, können, wissen, um Kritik nutzen und üben zu können? Sollte man über rhetorisches Wissen und Fähigkeiten verfügen, gar logisch denken und argumentieren können? Diesen und weiteren Fragen wird die Vortragsreihe nachgehen.