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Hermann der Lahme

Hermann wurde 1013 als Sohn des Grafen von Altshausen geboren. Hermann der Lahme entwickelte sich zu einem der größten Gelehrten und Wissenschaftler des 11. Jahrhunderts.

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Foto Theo Keller

Nach Angaben in seinem eigenen „Chronicon“ wurde Hermann am 18. Juli 1013 als zweitältester von insgesamt 15 Kindern des Grafen Wolfrat II. von Altshausen und dessen Frau Hiltrud geboren. Hermann war von frühester Kindheit an völlig gelähmt (daher Contractus genannt). Die schwere Behinderung mag mit ein Grund gewesen sein, den Knaben in die Obhut eines Klosters zu geben. So kam Hermann bereits im Alter von 7 Jahren im Jahr 1020 in das Kloster Reichenau und in die Klosterschule. Die Kombination von Lehre, wissenschaftlicher Arbeit und geistlichem Leben auf der Klosterinsel waren ideale Bedingungen für die geistige Entwicklung des körperlich behinderten Hermann. Es war sicher ein Glücksfall, dass er mit Abt Berno (Abt von1008-1048) einen väterlichen Freund fand, der die Fähigkeiten erkannte und ihn intensiv förderte. Berno selbst war ein bedeutender Wissenschaftler und Dichter der damaligen Zeit.
Hermann legte 1028 die Gelübde ab und wurde 1043 Priester. Er war die ganze Zeit an den Tragstuhl gebunden und war völlig von seinen Dienern abhängig. Er konnte wohl nur mit Mühe schreiben und musste deshalb einen großen Teil seiner Werke diktieren. Doch auch das dürfte schwierig gewesen sein, schreibt doch sein Biograph Berthold, er habe nur mit Mühe und kaum verständlich sprechen können. Man muss annehmen, dass er als derart körperlich behinderter Mensch von den täglichen Pflichten des Klosterlebens befreit war und sich umso mehr den wissenschaftlichen Studien gewidmet hat. Er lehrte auch an der Klosterschule und wurde so vom Lernenden zum Lehrenden im Kloster Reichenau.
Hermann der Lahme entwickelte sich zu einem der größten Gelehrten und Wissenschaftler des 11. Jahrhunderts. Für seine Zeitgenossen galt das Universalgenie Hermann als das „Wunder unseres Jahrhunderts“. Zugleich war er aber auch von einer tiefen Frömmigkeit beseelt und war seinen Schülern beispielgebend in Fleiß und Tugendhaftigkeit.
Von seinen Werken am besten bekannt ist sein „Chronicon“, eine von Christi Geburt bis 1054 reichende Weltgeschichte in Form von Annalen. Diese Chronik ist eine recht zuverlässige Quelle, da Hermann sich um eine präzise Jahreszählung bemühte und in die Geschichtsschreibung einführte, die Zeit als „vor“ oder „nach“ Christus zu benennen und zu zählen. Hermann erbrachte aber auf den unterschiedlichsten Gebieten bahnbrechende Leistungen. So verfasste er eine Lehrschrift zum Gebrauch des Abacus, eines seit römischer Zeit gebräuchlichen Rechenbretts. Mit Hilfe eines Astrolabiums, ein schon in der Antike erfundenes Instrument zur Zeitbestimmung, kam er zu neuen Erkenntnissen in der Zeitrechnung und korrigierte die Berechnung des Kalenderjahres. Dazu diente ihm eine aus arabischer Überlieferung schöpfende Handschrift. Somit machte er als erster dieses astronomische Instrument der westlichen Welt zugänglich. Hermann konstruierte selbst Astrolabien und Uhren, so z.B. eine Taschensonnenuhr (Zylindersonnenuhr). Intensiv beschäftigte sich Hermann auch mit Musiktheorie. Er entwickelte in einer Zeit, in der Notationssysteme für Töne und Tonfolgen kaum bekannt waren, eine die Tonintervalle kennzeichnende Notenschrift. Neben seiner Arbeit als Wissenschaftler begegnet uns Hermann auch als Dichter und Musiker, denn er vertonte auch eigene Dichtungen. Seine innige Frömmigkeit kommt besonders in seinen Marienhymnen zum Ausdruck. Ihm zugeschrieben werden die beiden marianischen Antiphonen „Alma redemptoris mater“ und natürlich das berühmte „Salve Regina“, das noch heute in der ganzen Weltkirche gebetet und gesungen wird.   Am 24. September 1054 starb der berühmte Reichenauer Mönch Hermann der Lahme. Mit seinem Tod endete die Blütezeit des Klosters Reichenau.